Glossar
Entwicklung hat viel mit Sprache zu tun. Das hat Remo lange nicht verstanden, obwohl er 20 Jahre in der kommerziellen Kommunikation tätig war. Am Ende hat er es mit Götz Werner, der in einem Interview gesagt haben soll: «Der Mensch verändert sich durch Krise oder Einsicht. Letzteres ist leider selten». Einsicht hat auch mit Denken zu tun, folgt Einsicht durch’s Machen, wird sie meistens teuer erworben. Deshalb ist es uns ein Anliegen, diesen Glossar hier zu publizieren. Er lebt, verändert sich und wird auch ergänzt. In diesem Glossar wird mit Sprache gespielt, um auf tiefere, ursprüngliche Impulse und Bedeutungen (u.a. auch Präfixen und (Vor)Silben) hinzuweisen. Ein Mensch, der Zeit seines Leben Entwicklungsprozesse studiert, über den Sport beeinflusst und auch wissenschaftlich dazu ausführlich publiziert hat, ist Prof. Dr. Arturo Hotz. Er soll einst gesagt haben: «Das ganze Leben ist eine Trilogie».
Ent(-)Wickeln
Sind emotionale Muster mit Traumas und vergleichbaren körperlichen Prozessen verwoben und zeigen sich in einem Menschen Bilder, Geschichten, die so gar nicht zum Jetzt (der Raum zwischen vergangenen Erlebnissen und zukünftigen Plänen, Wünschen, etc.) passen, ist das ein Zeichen das Verb «Entwickeln» in den Präfix und den Wortstamm zu zerlegen und die Frage zuzulassen: Warum und wozu darf ich xy mit wem «ent-wickeln» (i.S.v. wahrhaftig verstehen) statt es einzig zu entwickeln (i.S.v. Innovation)?
Ver-Trauen
Vertrauen ist vielzitiert und selten wirklich verstanden. In der Postkarten-Collage zu Verletzlichkeit weisen wir auf zwei gänzlich unterschiedliche Formen von Vertrauen hin. Die eine sieht Vertrauen als etwas, das sich aus vergangenen Datenpunkten/Erfahrungen in einer menschlichen Beziehung nährt. Die andere Perspektive arbeitet stärker mit Ent(-)Wickeln. Sie gibt 7 Konstrukte zur Reflexion, um auch die menschliche Seite, die Verletzlichkeit (nicht als Schwäche zu lesen), einzubringen. Die Folge letzterer Sicht ist, dass auch bei negativen Erfahrungen und Datenpunkten, die Dialogqualität in einer Beziehung nicht abnimmt. Es wird nicht auf den Coach, den Berater oder Therapeuten gewartet, bis der Knoten gefunden wird, sondern mutig auch verletzte Seiten angesprochen, auf Resonanz vertraut und alles verantwortet.
Miss-Trauen
Misstrauen wollen wir vermeiden, wie Schmerz. Letzteres ist ein wichtiger Informant (s. Angst). Wird die Vorsilbe «Miss» vom Wortstamm - den Misstrauen mit Vertrauen teilt - getrennt, zeigt sich der wahre Kern: Das Trauen. Der Entwicklungsforscher Erik H. Erikson weist in seinem Stufenmodell darauf hin, wie bedeutend der Konflikt zwischen Ver- und Miss-Trauen in der Selbst-Entwicklung ist. Auch dazu gibt es in der Collage eine Postkarte.
vertrauen
Auch Vertrauen ist ein Verb. Traue ich mich? Welche Teile in mir sind ignorant, sind nicht annehmend, liebend und damit der eigenen, einmaligen Quelle dienend?
Ver-Antwort-Ung
Auch das Wort Verantwortung ist viel zitiert und doch so viel an Konventionen, Projektionen und normative Konzepte (wie z.B. das AVK (Aufgaben, Verantwortlichkeiten, Kompetenzen) gebunden. Wenn mein Selbst sich mit inneren Reaktionen gegen ein zu verantwortendes Vorhaben wehrt, ist es ein Zeichen hinzuhören. Im Wortstamm ist das Wort «Antwort» enthalten. Die Endung «-ung» wird in der Sprache dafür genutzt, um Verben zu Nomen zu machen. Damit entfernen wir eine Bedeutung vom Machen, dem Handeln und übergeben sie (die Bedeutung) dem Verstand zur Konzeption und Analyse, um die Antwort von dort zu holen, statt im Handeln zu verantworten. Umgangssprachlich könnten wir also sagen, es geht um die Fragen: Welche Antwort gebe ich ungern? Wann und wofür bleibe ich ungehört?
verantworten
Am Ende sind Antworten da, um sie zu verantworten. Jede Entwicklung und jeder Weg darin ist eine Frage von Bewusstsein und damit der Frage: Was kann mein Ich oder können meine Ich’s im Selbst verantworten? Mit dem Selbst ist das gemeint, was bereits im Neugeborenen angelegt ist. Es ist vollwertig. Die ICH-Anteile kommen in der Entwicklung dazu. Deshalb sind die Stufen- und Wertemodelle interessante Begleiter und Inspirationsquellen.
Angst
Seit mehreren Jahren wird von angstfreien Organisationen gesprochen. Egal in welchem Kontext: Wenn Formulierungen wie befreien, frei machen, etc. verwendet werden, gilt es genauer hinzuschauen. Was Organisationen brauchen sind wahrhaftig handelnde Menschen, die mutig Entwicklung vorzeigen. Dazu gilt es auch mit der Angst als Gefühl gehen zu können. Denn sie ist ein Informant und kein Störefried. Sie sollte jedoch weder in Organisationen noch in individuellen Körpern unbewusst kultiviert werden. Dazu braucht es reife, entwickelte (Selbst)Führung.
Hier eine Reflexion zu Angst auf subjektiver Ebene und mein Kommentar dazu.